Ziel eines Krebsfrüherkennungsprogramms ist es, Tumore in möglichst frühen Stadien zu erfassen, bevor sie symptomatisch auffällig werden. Das Mammographie-Screening-Programm erreicht dieses Ziel. Der aktuelle Jahresbericht Evaluation 2014 zeigt, dass im Screening detektierte Karzinome kleiner und die Lymphknoten seltener befallen sind, als dies noch vor Einführung des Programms der Fall war.
Von knapp 2,9 Millionen untersuchten Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren nehmen fast 80 % wiederholt die Mammographie-Untersuchung in Anspruch. Da diese Folgeuntersuchungen den Großteil aller durchgeführten Untersuchungen ausmachen, bestimmen sie auch maßgeblich die Brustkrebsentdeckungsrate sowie die Tumorstadienverteilung.
Überwiegend kleine Karzinome im Screening
Seit 2011 ist die Größenverteilung der invasiven Karzinome weitgehend konstant: Im Vergleich zur Verteilung vor Einführung des Programms werden deutlich mehr kleine Tumore gefunden. Waren vor Einführung des Screening-Programms noch 44 % aller entdeckten invasiven Tumore größer als 20 mm, sind 2014 77 % der in Folgeuntersuchungen detektierten Karzinome höchstens 20 mm groß.
Weniger fortgeschrittene Tumorstadien in der Screening-Altersgruppe
Der Anteil der bei Folgeuntersuchungen detektierten, prognostisch ungünstigen Tumore im UICC II+-Stadium an allen invasiven Tumoren liegt 2014 im Screening bei 21 %. Damit weisen Screening-detektierte Karzinome eine prognostisch wesentlich günstigere Stadienverteilung auf. Vor Einführung des Mammographie-Screening-Programms lag der Anteil der Karzinome im UICC-Stadium II+ noch bei 56 % aller invasiven Karzinome.
Auf Bevölkerungsebene werden Daten durch Krebsbericht des RKI bestätigt
Dass dadurch auch die Häufigkeit der erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostizierten Fälle verringert werden konnte, bestätigt der aktuelle Krebsbericht vom RKI. Die Neuerkrankungsrate für bei Diagnosestellung bereits fortgeschrittene Tumore liegt in der Screening-Altersgruppe seit 2011 unter derjenigen vor Einführung des Programms. Dies wertet das RKI als ein erster Hinweis für einen positiven Effekt dieser Früherkennungsmaßnahme auf Bevölkerungsebene.
Verteilung von In-situ und invasiven Karzinomen
Ein hoher Anteil früher Tumorstadien ist ein Zeichen hoher diagnostischer Qualität. Dies schließt sowohl kleine invasive Tumore als auch In-situ-Karzinome mit ein. Im Screening liegt der Anteil der In-situ-Karzinome seit Einführung des Programms bei 20 % aller entdeckten Tumore. Dies sind fast 3-mal so viele In-situ-Karzinome wie vor Einführung des Screening-Programms. In Hinblick auf Überdiagnosen und Übertherapie werden In-situ-Karzinome allerdings in Screening-Programmen kontrovers diskutiert. Tatsächlich konnten Ergebnisse aus dem deutschen Programm aber zeigen, dass vermehrt aggressivere Formen gefunden werden, die besonders in älteren Frauen mit hoher Wahrscheinlichkeit in einen aggressiven invasiven Brustkrebs übergehen.1
Brustkrebsentdeckungsrate
Zusammengefasst wurde 2014 bei insgesamt 16.632 Frauen Brustkrebs diagnostiziert. Dies entspricht wie in den Vorjahren auch einer Brustkrebsentdeckungsrate von knapp 6 pro 1.000 untersuchten Frauen. Für die Bewertung der Brustkrebsentdeckungsrate für Folgeuntersuchungen wird in den EU-Leitlinien ein Referenzwert von mindestens dem 1,5-Fachen der Hintergrundinzidenz angegeben. Im Mammographie-Screening-Programm liegt die Brustkrebsentdeckungsrate beim 2-Fachen der Hintergrundinzidenz.
Die Auswertungen dieser relevanten Leistungsparameter und Frühindikatoren bestätigen erneut die konstant hohe Qualität des deutschen Mammographie-Screening-Programms.
Literaturverzeichnis Blog
[1] Weigel S, Hense HW, Heidrich J, Berkemeyer S, Heindel W, Heidinger O. Digital mammography screening: Does age influence the detection rates of low, intermediate and high grade ductal carcinoma in situ? Radiology. 2016 Mar;278(3):707-13
Verwandter Blogbeitrag
PD Dr. med. Stefanie Weigel, Mammographie-Screening deckt aggressive Tumorvorstufen auf, Oktober 13, 2016
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